Heute fängt der Tag schon mal großartig an, denn es ist mein Geburtstag, juchuu! Ich lasse es etwas ruhiger angehen und bin der letzte, der von unserem Zeltplatz aufbricht. Sobald ich den ersten Berg erklommen habe, nutze ich den Empfang um mit Hilke und Familie zu telefonieren. Danach gönne ich mir mit Joseph an einem schattigen Plätzchen ein zweites Frühstück. Da fast kein Wind geht, ist es morgens schon direkt wieder sehr warm.
Unterwegs habe ich dann meine erste richtige Begegnung mit einer Klapperschlange. Ich erschrecke plötzlich von einen Geräusch und stelle fest, dass ich beinahe auf die Schlange getreten wäre. Schnell macht sie sich mit dem typischen Geräusch aus dem Staub.
Kurz darauf treffe ich auf eine Frau (Chris) aus Ohio. Sie hat sich den Fuß verdreht und ist gerade wieder auf dem Rückweg zur nächsten Straße. Es wird einem schnell klar, das mit einem falschen Tritt, die Reise auch schnell vorbei sein kann. Hoffentlich geht es ihr bald wieder besser und sie kann auf den Trail zurückkehren.
Gegen Mittag erreiche ich die einzige Wasserstelle des Tages. Dort treffe ich auf François. Er und Joseph wollen noch ein wenig verweilen und erst morgen nach Julian. Ich erfahre auch, dass die andern aber doch heute schon Julian erreichen werden, was bedeutet, dass sich unsere Gruppe anscheinend etwas aufteilt. Ich weiß noch nicht genau, was ich machen soll, denn es sind nur 8 Meilen bis Julian und es ist erst 12:15. Auch kenne ich mein Lauftempo noch nicht genau um zu beurteilen, mit wem dies am besten harmoniert. Also mache ich mich erstmal allein weiter auf den Weg um mir weiter beide Optionen offen zu halten. Während ich darüber grüble und mich auch frage, wie schwer es wohl sein wird, eine Unterkunft in Julien zu finden, passiert etwas, was auf dem PCT allgemein als ‚The Trail provides‘ bekannt ist: Ich treffe auf Monkey Hands und Barbora, ein Paar aus der Slowakei, die mir erzählen, dass man in Julian bei Becky (Train Angel) im Garten zelten kann und dort auch Duschen und Wäschewaschen möglich ist. Und man wird sogar vom Trail abgeholt. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und schließe mich ihnen gerne für den Rest der Strecke an. Die Aussicht doch noch ein richtiges Geburtstagsessen zu bekommen, ist einfach zu verlockend. Auf dem Weg gabeln wir auch noch Larry aus Seattle auf, der sich uns auch gerne anschließt. So erreichen wir zu viert schließlich Scissors Crossing, eine Unterführung unter der Straße nach Julian, wo man einfach per Anhalter mitgenommen werden kann. Wir haben Glück und können direkt mit Rangel mitfahren. Er ist ebenfalls ein Trailangel und einfach unglaublich. An dem Tag war es für ihn bereits die elfte Tour, bei der er Hiker mitgenommen hat und alles nur um unsere fröhlichen und dankbaren Gesichter zu sehen. Wenn man also in der normalen Welt doch manchmal an der Menschheit zweifelt, ist der PCT ein Phänomen, das einen wieder mehr an das Gute in den Menschen glauben lässt. Es ist einfach unglaublich, wie nett und hilfsbereit hier viele Leute sind.
In Julian fährt uns Rangel direkt zur Brewery und geht selbst noch mit uns etwas essen. So bekomme ich doch noch eine Geburtstagspizza und lade die andern noch auf Bier anlässlich diesen tolles Tages ein. Als die anderen dann noch ein Geburtstagständchen anstimmen, bei dem sogar noch andere Gäste der Kneipe einsteigen, bin ich restlos begeistert. Was für ein toller Tag!
Später werden wir noch von Becky abgeholt. Es ist bereits dunkel, als wir unser Zelt aufbauen, weswegen wir dann auch schnell schlummern.
PS: Vielen Dank an alle Glückwünsche und Nachrichten zu meinem Geburtstag! Es bedeutet mir sehr viel und ich habe mich über jede einzelne sehr gefreut!