Monat: Mai 2022

Tag 16: Whitewater Preserve (218.5) nach Mission Creek Tentsite (235.5) – 17 Meilen

Ich wusste, dass es auch schlechte Tage auf dem PCT geben wird. Heute war definitiv so ein Tag. Es begann damit, dass sich leider meine Vorahnung vom Vorabend bestätigt hat: Ich bin erkältet. Meine Nase läuft und ich fühle mich schlapp. Na toll, ausgerechnet auf dem PCT!

Wir waren erst gestern in einen neuen Abschnitt gestartet und ich habe nur Essen für einen zusätzlichen Reservetag mit. Sollte ich also direkt pausieren? Oder umkehren? Ich wollte es erstmal ausprobieren und umkehren wäre auch schwierig. Bis zur nächsten Stadt sind es noch 3 Tage. Wenn ich langsam laufe, um meinen Körper nicht zu sehr zu belasten, könnte es klappen. Welche andere Wahl habe ich? Man ist hier immerhin in der Wildnis.

Ich quäle mich den ganzen Tag den Weg entlang. Da es mir nicht so gut geht, habe ich Heimweh. Meine Jumbo-Packung Taschentücher habe ich natürlich auch nicht dabei, schließlich ist man ultralight unterwegs. Ich mache öfters Pausen und ruhe mich aus. Der Unterschied zu meinem Vorankommen gestern ist gravierend. Aber was soll’s, immerhin ist die Steigung nicht ganz so anspruchsvoll und es gibt genug Wasser, da der Weg einem Flusslauf folgt. Gegen 18 Uhr habe ich endlich mein Pensum erfüllt. Ich ziehe mir warme Sachen an, esse eine Suppe und ziehe mich dann in meinen Schlafsack zurück. Wenn ich morgen und übermorgen ähnlich weit komme, werde dann abends in Big Bear Lake sein und kann mich endlich ausruhen.

Mein erster schlechter Tag auf dem PCT war direkt richtig schwierig. Hoffen wir, dass es morgen ein bisschen besser geht.

Tag 15: Water Faucet (205.7) nach Whitewater Preserve (218.5) – 12.8 Meilen

In der Nacht war es sehr windig. Mein kleines Zelt hat aber standgehalten und ich habe gut geschlafen. Nach dem Aufstehen, wandern wir die verbliebenen Meilen bis zur Interstate 10. Wir haben festgestellt, dass wir zwar noch zusätzliches Essen haben, es aber nur bedingt bis Big Bear Lake reichen wird. Und wenn man schon so viel wandert, möchte man schließlich nicht auch noch hungern. Also wollen wir schnell nach Cabazon hitchen um noch etwas mehr Essen zu besorgen.

Und wieder einmal haben wir Glück: Als wir zur Unterführung der Interstate 10 kommen, lernen wir Game Boy kennen, der gerade dort von seinem Vater abgesetzt wird. Netterweise nimmt uns der Vater auf seinem Rückweg mit nach Carbazon. Dort angekommen, kaufen wir in einem Fruit Orchard noch ein paar Sachen und ich trinke dort den „Shake des Tages“ – eine Mischung aus Eis und Früchten, sehr lecker. Danach essen wir natürlich auch noch einen Burger und nehmen noch ein Burrito für das Abendessen mit. Wenn man die Chance auf Essen hat, muss man sie ergreifen! 😀

Beim Burger essen haben wir auch Carabiner aus Los Angeles kennengelernt. Mit ihm teilen wir uns danach ein Uber zurück zum PCT um dann noch ein paar weitere Meilen zu wandern. Und frisch gestärkt geht es gleich viel besser.

Nach ungefähr 10 Meilen kommen wir bei Whitewater Preserve an, eine nette Oase in der Wüste, wo man gut campen kann. Wir verspeisen unseren Burrito zum Abendessen und treffen dort auch wieder auf Monkey Hands und Barbora, die erst etwas später einen Zero Day in Idyllwild gemacht hatten. Wir tauschen uns noch etwas aus und gehen mit der Dunkelheit schlafen.

Tag 14: San Jacinto Peak Trail (185.7) nach Water Faucet (205.7) – 2.7 + 15 = 17.7 Meilen

Da wir gestern früh geschlafen haben, stehen wir heute wieder früh auf. Die Nacht haben wir in der Hütte gut überstanden. Es ist aber immer noch sehr kalt und windig. Wir erklimmen noch mal kurz den Gipfel um ein paar Fotos bei Sonnenaufgang zu machen.

Dann beginnt auch schon der Abstieg. Wir wollen schnell in tiefere Lagen, da es dort wärmer ist. Nach kurzer Zeit sind wir wieder auf dem PCT zurück und füllen an einem kleinen Bach unsere Wasservorräte für den Tag auf. Die Anstrengung der letzten beiden Tage merke ich noch deutlich, aber heute geht es zum Glück größtenteils bergab. Wir kommen langsam auf dem alpinen Gelände in bewaldetes Gebiet und schließlich in die Wüste zurück.

Der Abstieg erstreckt sich über den ganzen Tag und ist trotzdem anstrengend für Füße und Gelenke. Abends kommen wir im Tal an und campen in einem trockenen Flussbett, da man hier etwas besser vom Wind geschützt ist.

Anmerkung: 200 Meilen sind geschafft!

Tag 13: Spitler Peak Tentsite (168.5) nach San Jacinto Peak Trail (181.3) – 12.7 + 3.7 = 16.4 Meilen

Die Nacht ist etwas unruhig, da wir sehr hoch übernachten und der Wind und die Wolken über unsere Köpfe hinwegziehen. Dafür ist der Sonnenaufgang wunderschön.

Das Ziel ist heute der San Jacinto Peak. Dort gibt es eine Schutzhütte und da das Wetter schlechter werden sollen, wollen wir den höchsten Punkt heute erreichen, bevor der Wind zu stark wird. Außerdem haben wir beschlossen, dass wir den heutigen Abschnitt zusammen wandern, denn er ist technisch anspruchsvoll. Wir werden auf dem Weg mit spektakulären Aussichten belohnt. Wenn man über den Wolken wandert, ist das schon ein besonderes Gefühl.

Am Nachmittag verlassen wir den PCT um den San Jacinto Peak zu erklimmen. Das ist ein alternativer Wanderweg, der später wieder auf dem PCT zurückführt. Von der Länge macht es keinen Unterschied und wir wollen uns dem San Jacinto nicht entgehen lassen!

Da es den ganzen Tag nur bergauf geht, sind die letzten Meter richtig hart. Zwischendurch muss ich noch eine Pause machen und etwas essen, weil nach 2 Tagen Aufstieg einfach keine Energie mehr da ist. Schritt für Schritt quälen wir uns weiter nach oben. Es is schon merklich kühler geworden und der Wind hat auch weiter zugenommen.

Schließlich erreichen wir die Schutzhütte und können uns erstmal ausruhen und aufwärmen. Danach machen wir noch einen kurzen Ausflug zum Gipfel. Nachdem wir gekocht und gegessen haben, verkriechen wir uns dann schon gegen 18:30 in die Schlafsäcke, denn hier oben ist es echt kalt und windig. Zum Glück übernachten wir in der Hütte und sind so vom Wetter geschützt.

Tag 12: Paradise Valley Café (151.8) nach Spitler Peak Tentsite (168.5) – 16.7 Meilen

Heute Morgen hat uns Grumpy (Trail Angel) wieder zum Paradise Valley Café gefahren. Er ist ein witziger Typ, hatte aber so einen amerikanischen Akzent, dass ich Schwierigkeiten hatte, ihn zu verstehen.

In Idyllwild hatten wir zuvor noch erfahren, dass nur momentan am Trail so viele Wildblumen blühen. Da sind wir wohl genau zur richtigen Zeit hier, den die Blumen sind wunderschön und verzieren den Trail über viele Abschnitte.

Wir haben jetzt die San Jacinto Mountains erreicht. Deshalb ging es vorwiegend bergauf. Die Berge sehen spektakulär aus und sind noch mal eine andere Hausnummer als die bisherigen. Wir arbeiten uns langsam höher. Nur Wasser ist hier schwer zu bekommen. Deshalb müssen wir einmal wieder 400m absteigen um unsere Wasservorräte wieder aufzufüllen. Immerhin kann man dafür den Rucksack oben lassen.

Der Tag ist sehr anstrengend, da unsere Rucksäcke richtig schwer sind und zusätzlich an vielen Passagen ein ordentlicher Wind weht, so dass man sich noch dagegen stemmen muss. Man merkt also sofort die höhere Lage, da das Wetter hier rauer ist.

Das Gelände wird schwieriger, denn man muss immer wieder über umgestürzte Bäume steigen. Gegen Abend erreichen wir einen Zeltplatz auf über 2100m Höhe. Zum Glück ist es hier etwas geschützt. Der Ausblick ist phänomenal und da es nicht allzu viel Platz gibt, entscheiden wir uns fürs Cowboy Camping. Aus dem warmen Schlafsack heraus kann man gut beobachten, mit welcher Geschwindigkeit hier die Wolken über die Bergkamm hinwegziehen.

Tag 11: Zero Day in Idyllwild – 0.0 Meilen

Zero Day bedeutet erstmal länger schlafen und dank guter Internetverbindung auch mal wieder ein past Videotelefonate mit zuhause führen zu können. Das ist immer wieder schön und auch wichtig, denn noch werden wir eine ganze Weile unterwegs sein.

Danach sind wir in das Stadtzentrum geschlendert und haben unser Essen für die nächsten Tage besorgt. Da wir etwas früher nach Idyllwild ausgeschert sind, werden unsere Rucksäcke für den nächsten Abschnitt etwas schwerer sein. Und dieser Abschnitt hat einiges an Höhenmetern zu bieten. Unter anderm befindet sich vor uns der San Jacinto Peak, ein 3302m großer Berg, der am Anfang der Saison ohne die richtige Ausrüstung durchaus gefährlich sein kann. Aber momentan ist es dort schneefrei, so dass wir keine Microspikes benötigen. Zwar soll das Wetter in den nächsten Tagen etwas kühler werden, aber wir planen bis dahin die höchsten Passagen überschritten zu haben.

Im Stadtzentrum war die Freude groß, da wir viele bekannte Gesichter wiedergesehen haben. Unter anderem auch Joseph und François. Wir haben zusammen Zeit verbracht und gemeinsam zu Mittag gegessen.

Am Nachmittag sind wir dann noch zu einer besonderen Ehre gekommen: Wir haben den Bürgermeister der Stadt getroffen. Er heißt Max und ist ein Golden Retriever. Sowas gibt es wohl nur in den USA! Er kam in einem eigenen Wagen und natürlich haben wir Fotos mit ihm gemacht.

Da wir noch relativ viel Essen von gestern hatten, haben wir abends die Reste gegessen und den Abend entspannt ausklingen lassen. Denn morgen wird es wieder anstrengend!

Tag 10: Gunshot Tentsite (138.8) nach Paradise Valley Café (151.8) – 13.0 Meilen

Um ja nicht zu spät aufzustehen, hatte ich den Wecker auf 05:00 gestellt. Dann wurde alles schnell zusammengepackt und direkt los gewandert. Ein paar Snacks auf dem Weg ersetzten das Frühstück. Wir mussten die verbleibenden 13 Meilen auf jeden Fall bis 15:00 schaffen, damit wir noch in den Genuss eines Burgers kamen. Aber wenn man mit dem Tageslicht aufsteht, ist es von der Temperatur angenehm und man kommt gut voran.

Zwischendurch haben wir Rast an der Hiker Oasis gemacht, wo wir unser Wasser auffüllten und auch endlich einen guten Plan für unseren Zero Day in Idyllwild hatten: Larry hat ein Airbnb gefunden und deshalb beschließen Larry, Spicy, Miso und ich , dass wir vom Paradise Valley Café nach Idyllwild aufbrechen und dort 2 Nächte verbringen.

Als der Plan endlich geklärt war, vergingen die letzten Meilen wie im Flug und wir kamen sogar noch vor 12:00 am Paradise Valley Café an. Und tatsächlich war der Burger hervorragend!

Wie der Zufall so will, haben wir auch Erik getroffen, ebenfalls ein PCT Hiker, der hier von seinem Vater abgeholt wurde. Und obwohl wir eigentlich einer zu viel waren, durften wir uns zu viert auf die Rückbank quetschen und konnten so einfach nach Idyllwild mitfahren.

Idyllwild ist selbst ein schönes Örtchen und im Prinzip genauso, wie man sich eine amerikanische Mountain City vorstellt. Unsere Cabin liegt ca. 5 Minuten Fußweg entfernt und ist ein kleines Häuschen, dass uns super gut gefällt und dass uns auch wieder zu den Annehmlichkeiten der modernen Welt zurückholt: Eine Dusche und frische Wäsche!

Wir gehen noch kurz einkaufen, schauen natürlich auch in den Hiker-Boxen nach etwas Brauchbarem und kochen dann abends zusammen und lassen dabei den Abend ausklingen. So schön das wandern auch ist, so schön ist es auch mal wieder in einem Städtchen zu sein und vor allem in einem normalen Bett zu schlafen.

Tag 9: Pine Mountain Tentsite (119.6) nach Gunshot Tentsite (138.8) – 19.2 Meilen

Heute Morgen wusste ich nicht so recht, in welchem Tempo ich heute beginnen wollte. In der aktuellen Gruppe hatten wir diskutiert, wann und wie wir am besten einen Ruhetag in Idyllwild verbringen wollten, sind aber nicht wirklich zu einem Ergebnis gekommen. Die Interessen und Vorstellungen gehen dann doch auseinander und die Planung ist schwierig, wenn jemand beispielsweise noch auf ein Paket wartet, was man am Wochenende nicht vom Postamt abholen kann. Außerdem ist am Wochenende alles viel teurer. Am letzten Abend hatte ich erfahren, dass Joseph und François nur 10 Meilen hinter uns waren. Mir gefiel auch die Idee, nicht zu sehr zu hetzen, um den anderen beiden die Chance zu geben, aufzuschließen. Als ich also am Morgen gemütlich los marschierte, fiel mir dann aber doch auf, dass ich für weniger Meilen am Tag vermutlich nicht genug Essen dabei hatte. Also musste ich das Tempo doch wieder etwas beschleunigen.

Am Mittag kam ich bei Mike‘s Place vorbei. Hier konnte man Wasser aus einem Tank auffüllen. Mike ist ein Trail Angel, er war aber nicht vor Ort. Der Ort sieht schon etwas sonderbar und merkwürdig aus. Auf dem PCT bekommt man schon allerhand zu sehen!

Der Rest des Tages bestand vorwiegend aus Wandern, viel Wasser für den nächsten Abschnitt filtern und weiter wandern. Da mein Solarpanel zum Glück am Rucksack wunderbar funktioniert, muss ich auch nicht zu viel Akku sparen und kann zwischendurch auch immer ein wenig Musik hören.

Wir beenden den Tag auf einem Zeltplatz im erweiterten Radius des Paradise Valley Cafés. Wenn wir morgen früh aufstehen, haben wir die Chance, bis 15h da zu sein um noch einen der angeblich besten Burger des Trails zu essen. Wenn das mal keine Motivation für morgen ist!

Tag 8: Montezuma Valley Road Tentsite (101.1) nach Pine Mountain Tentsite (119.6) – 18.5 Meilen

Noch bevor ich aus meinem Zelt gekrochen war, wurden uns schon von Rangel Orangen an den Zeltplatz gebracht. Ein paar Vitamine nimmt man immer gerne mit!

Als nächstes stand die Nahrungsversorgung auf dem Programm. Es gab in der Nähe zwar ein gutes Geschäft zur Auswahl, allerdings machte es erst in 2 Stunden auf. Also hab ich es darauf ankommen lassen und bin erstmal 8 Meilen bis Warner Springs marschiert. Auf dem Weg lag auch Eagle Rock: Ein Fels, der wie ein Adler aussieht.

Da Warner Springs nicht direkt auf dem Weg liegt, sind wir das erste Mal per Anhalter mitgefahren. Aber die Leute hier kennen alle die PCT Hiker.

In Warner Springs selbst gibt es nicht viel, aber beispielsweise eine Tankstelle und ein Postamt. Ich habe zum Glück in einer Hiker Box Essen gefunden und den Rest mit Snacks aus der Tankstelle aufgefüllt. Auch der Hot Dog von der Tankstelle war sehr lecker!

Nachdem wir wieder auf dem Trail waren, sind wir einem Flusslauf in die Berge gefolgt. Wieder eine Abwechslung, denn morgens ging es eher durch Wiesen und Wald.

Nachdem wir etliche Steigung zurückgelegt hatten, haben wir auf einem Berg unsere Zelte aufgeschlagen, eine Kleinigkeit gekocht und einem wunderbaren Sonnenuntergang zugesehen.

Tag 7: Scissors Crossing (77.3) nach Montezuma Valley Road Tentsite (101.1) – 23.8 Meilen

Diesmal klingelte der Wecker schon um 05:00, denn um kurz nach 06:00 wurden wir wieder nach Scissors Crossing gebracht, um dort unsere Wanderung fortzusetzen.

Anfangs ging es stetig bergauf. Heute hatten wir uns was vorgenommen, denn die nächste Wasserversorgung war knapp 15 Meilen entfernt und wir wollten bis mittags da sein. Das hat auch ungefähr geklappt, so dass wir unsere Vorräte bei einem Water Cache auffüllen konnten. Manchmal gibt es diese künstliche Deponierung von Wasser, wenn die Strecke sonst zu lang würde und es deshalb kaum zu bewältigen wäre. Es war auch noch Zeit für ein kleines Päuschen im Schatten.

Nach dem Mittag wollten wir dann noch etwas weiter wandern und dann irgendwo zu campen. Allerdings gab es auf der Strecke kaum Möglichkeiten, so dass wir nochmal knapp 10 Meilen bis zum nächsten Zeltplatz dranhängen mussten. Dadurch wurde der Tag sehr anstrengend, allerdings gab es auch einen Erfolg zu verbuchen: die ersten 100 Meilen sind geschafft!

Fun Fact: Laut Apple Health bin ich heute 52499 Schritte gelaufen und meine Uhr meldet einen Höhenunterschied von 154 Stockwerken.