Die Befürchtung von gestern bewahrheitet sich. Am Morgen sind Zelt und Schlafsack feucht aufgrund der Kondensation. Es ist sogar etwas Eis an meinem Zelt. Das heißt, die Temperatur war in der Nacht wieder um den Gefrierpunkt. Am Morgen ist es immer noch recht kalt, deshalb wandere ich mit langer Hose, Jacke und Handschuhen los.
Im Laufe des Morgens wird es aber dann recht schnell warm. Es steht auch die erste größere Überquerung des South Fork Kings River an. Die Strömung ist nicht zu unterschätzen, aber flussaufwärts gibt es zum Glück einen umgestürzten Baum, über den man balancieren kann.
Danach muss ich schnell meine langen Sachen wieder anziehen, da es in der Talregion überall von Moskitos wimmelt. Ich muss sogar mein Kopfnetz zum Einsatz bringen, damit ich halbwegs meine Ruhe habe. Erst als ich in höhere und offenere Regionen komme, wechsele ich wieder zu kurzen Sachen.
Die heutige Aufgabe ist der Mather Pass. Er ist Nummer 3 von 7 und zum Glück nicht so langwierig wie der letzte. Ich erreiche ihn mit Spicy und Pickle gegen Mittag und nach einer kurzen Pause wagen wir uns an den Abstieg. Dieser hat zum ersten Mal etwas schwierigere Schneepassagen, so dass wir als Premiere unsere Microspikes einweihen. Und tatsächlich fühlt man sich damit wesentlich sicherer.
Nach dem steileren Teil des Abstiegs machen wir Mittagspause. Wir besprechen, wie wir den nächsten Pass angehen, da er noch wesentlich mehr Schnee hat als die bisherigen. Wir entscheiden uns für die gemütlichere Variante, so dass wir heute nur noch ca. 5 weitere Meilen laufen müssen. Wir kommen zu dem Schluss, dass es einfach angenehmer ist, wenn man durch diesen wunderschönen Abschnitt nicht zu schnell hastet, sondern es mit etwas weniger Meilen mehr genießen kann.
Während der Mittagspause treffen wir auch überraschend wieder mit Mastermind zusammen, der eigentlich mit Noodles und Flavor Flav weiter voraus sein sollte. Er schließt sich gerne unserem gemütlicheren Plan an, so dass wir jetzt wieder zu viert sind. Miso, Tall Boy und Champagne sind immer noch hinter uns und haben uns noch nicht eingeholt.
Wir genießen den restlichen Nachmittag und gehen sogar noch im unteren Palisade Lake schwimmen. Auch dieser ist noch wirklich kalt! Der weitere Abstieg ist einfach nur traumhaft und wir erreichen unseren angepeilten Zeltplatz gegen 18:00 Uhr. Hier befinden wir uns zwar wieder im Moskito-Gebiet, aber mit Schutz und Zelt lässt sich das gut aushalten. Insgesamt ist es einfach auch mal angenehm, wenn man etwas früher ankommt und dann noch etwas Zeit hat, bevor es dunkel wird.