Heute fängt der Tag entspannt an und ich telefoniere erstmal in Ruhe nach Hause. Eigentlich soll es heute gewittern, aber bisher ist das Wetter noch recht gut.
Vormittags muss dann erstmal Essen für die nächsten Tage besorgt werden. Hier gibt es ein Grocery Outlet und einen normalen Supermarkt, so dass es bei größerer Auswahl immer etwas dauert bis man aus beiden alles Nötige ausgewählt hat.
Mittags gehe ich mit Pickle und Juke Box asiatisch essen, da wir gestern mit einer Frau gesprochen hatten, die so begeistert vom PCT ist und uns dieses Restaurant empfohlen hatte. Es war lecker und mal eine gute Abwechslung zu Burger und Pizza 😉
Den Rest des Tages nutzen wir zum Ausruhen und Organisieren von diversen Kleinigkeiten.
Abends gehe ich tatsächlich mit Tall Boy (der heute angekommen ist), Pickle und Juke Box ins Kino. Der Film “Jurassic World” verspricht jetzt nicht das größte Highlight der Filmgeschichte zu werden, aber auch hier ist es mal eine angenehme Abwechslung zum Hiking-Alltag. Außerdem war ich noch nie einem US-Kino und die Sitze sind echt super.
Zum Abschluss des Tages gehen wir nochmal kurz in ein Hottub, das mit zu unserer Unterkunft gehört. Danach werden wir wohl alle gut schlafen können.
Heute fällt das Aufstehen leicht, denn wir werden heute nach Mammoth Lakes kommen. Allerdings hat heute Nacht irgendetwas an meinem Schnürsenkel genagt. Da er jetzt bald auseinanderfällt, muss ich mir heute wohl Ersatz besorgen.
Die letzten 5 Meilen vergehen wie im Flug und gegen 08:40 Uhr kommen wir nach Red’s Meadow Resort. Dort gibt es einen kleinen Shop und man kann auch frühstücken. Wir nehmen aber direkt um 09:00 Uhr den Bus zum Skigebiet von Mammoth Lakes, wo wir umsteigen um schließlich nach ca. 1 Stunde in Mammoth Lakes anzukommen. Der Ort sieht klassisch touristisch aus, genauso wie man sich einen Ort in einem Skigebiet vorstellt.
Das Wetter ist heute bewölkt und nach unserer Ankunft regnet es auch mal ein wenig. Immerhin das erste Mal seit 57 Tagen!
Wir trinken erst einen leckeren Kaffee im Coffeeshop, dann geht es weiter zur German Bakery (vom gleichen Eigentümer wie in Bishop). Im Anschluss trinken wir gemeinsam ein Bier und essen auch mal einen frischen Salat. Und ich finde sogar einen einzelnen passenden Schnürsenkel in einer Hikerbox. Glück gehabt!
Wir haben hier wieder ein Airbnb für sechs Leute gemietet, was direkt im Zentrum liegt. Da wir erst um 16:00 Uhr einchecken können, schauen wir uns noch ein wenig im Gear Shop um und trinken noch ein Bier und noch einen Kaffee (Mastermind und Pickle sind wahre Kaffeeliebhaber). Vom Besitzer bekommen wir sogar noch eine riesige Box voller Donuts geschenkt.
In unserer Unterkunft steht dann erst mal Duschen und Wäschewaschen auf dem Programm. Für Abends bestellen wir Pizza und es kommen auch noch Juke Box und Burn Notice vorbei. Wir lassen den Abend bei interessanten Gesprächen und ein paar Bier ausklingen und freuen uns dann auf unser richtiges Bett.
Nach dem Aufstehen nehmen wir direkt den Silver Pass (Pass Nr. 6) in Angriff. Es gibt wieder einiges an Höhenmetern zu überwinden. Aber der Weg und die Aussicht sind wunderbar. Gegen 09:30 Uhr erreichen wir die Spitze und haben dort unser 2. Frühstück. Aus VVR habe ich das erste mal Instant Oatmeal mitgenommen. Es schmeckt gar nicht schlecht, ist aber (wie vieles in den USA) sehr süß.
Das Wetter ist heute endlich mal wieder wärmer und auch nachts verlassen wir langsam wieder die Minusgrade. Bei angenehmer Hiking-Temperatur fällt der anschließende Abstieg dann leicht.
Kurz darauf müssen wir aber wieder einen höheren Berg erklimmen. Auch das fühlt sich eigentlich wie ein Pass an. Dafür können wir unsere Mittagspause dann an dem wunderschönen Lake Virginia machen. Hier stößt auch Miso wieder zu uns.
Der Nachmittag verläuft dann in einem Auf und Ab und wir erreichen schließlich den 900 Meilen Marker. Hier zeigt uns Flav den Line Dance, den sie alle 100 Meilen erweitern. Da wir dies schon von Scout & Frodo gewohnt sind, machen wir mit und feiern so die bisher absolvierten Meilen.
Es wird ein längerer Tag und erst gegen 19:00 Uhr erreichen wir unseren Zeltplatz. Morgen haben wir dann nur noch 5 Meilen bis Mammoth Lakes. Dort werden wir dann einen Zero Day machen um uns etwas zu erholen.
Heute wollen wir zum Vermilion Valley Ressort (VVR). Dies ist über einen Sidetrail erreichbar und vom Trailhead kann man ein Shuttle nehmen. Wir wollen das Shuttle um 12:15 Uhr nehmen, so dass wir erst entspannt um 07:00 Uhr losgehen. In der Nacht war es wieder sehr kalt und ich hatte Eis an meinem Zelt. Da die Nacht davor meine zusätzliche Regenjacke fast nicht mehr ausreichte, hatte ich diese Nacht noch meinen Sun Hoody in mein Schlaf-Setup mit eingebaut und das war gut. Auch habe ich dieses Mal beim Loslaufen noch meine Daunenweste angelassen, was es etwas angenehmer gemacht hat.
Heute wird es aber schneller warm und der Wind ist auch nicht mehr so kalt. Wir müssen wieder einen kleinen Berg hinauf und sehen dabei eine kleine Murmeltierfamilie. Wir bleiben wie gefesselt für 15-20min stehen und sehen den Kleinen beim Spielen zu. Alles wird dabei natürlich von der Mutter überwacht.
Wir erreichen den Sidetrail, der noch etwas über 5 Meilen zum Lake Edison führt. Dort angekommen, trocknen wir Schlafsack und Zelt in der Sonne und werden schließlich von Shuttle nach VVR gebracht.
VVR ist ein kleines Anwesen, was Hikern allerlei Annehmlichkeiten bietet. Dort angekommen treffen wir Flaves, der auf uns gewartet hat. Wir essen erstmal einen doppelten Cheeseburger und bekommen dort als PCT Hiker auch ein kostenloses Bier. Danach kaufen wir in Shop noch Essen für die nächsten 1,5 Tage nach Mammoth ein.
Eigentlich wollen wir nachmittags dann eine Fähre über den See zurück zum Trail nehmen. Da diese aber schon ausgebucht ist, laufen wir den Sidetrail am See zurück zum PCT.
Bevor wir unseren Zeltplatz erreichen, treffen wir noch auf Miso, die mittlerweile alleine unterwegs ist. Ich habe das Gefühl, dass sie noch etwas weiter alleine wandern möchte. Das hat sicherlich auch seinen Reiz und jeder muss in den verschiedenen Phasen des Trails entscheiden, wie man ihn erleben möchte. Ich habe auch manche Tage, wo ich alleine unterwegs war, sehr genossen und ich empfinde große Gruppen als zu kompliziert. In einer kleinen Gruppe hat es mir bisher am besten gefallen. Es ist auf jeden Fall immer spannend, wie sich die Tage auf dem PCT entwickeln. Das gehört sicherlich auch zu der Freiheit, die man hier auf dem PCT genießt.
Da wir länger Pause in VVR gemacht haben, kommen wir erst gegen 19:00 Uhr am Zeltplatz an. Es reicht aber noch für ein gemeinsames Abendessen bei schöner Aussicht.
Ich wache gegen 05:45 Uhr auf. Eigentlich hätten wir heute entspannt frühstücken und loslaufen können. Allerdings ist es noch so kalt, dass jeder einfach nur schnell seine Sachen packt um sich durchs Laufen etwas aufzuwärmen. Auch die Nacht war schon sehr kalt und ich musste wieder meine Regenjacke anziehen.
Heute steht als Nr. 5 der Selden Pass auf dem Programm. Anfangs gab es einige Steigung zu bewältigen, wo uns aber schlicht die Kälte ohne größere Pause hinaufgetrieben hat. Danach wurde es angenehmer und auch wärmer. So konnten wir wieder zusammen Frühstückspause in der Sonne machen.
Der Selden Pass ist nicht ganz so hoch wie die bisherigen Pässe und ist auch mehr bewaldet. Deshalb schaffen wir es ohne Probleme hinauf und machen dann entspannt Mittagspause bei einer Aussicht, die bisher mit zu meinen Favoriten gehört.
Kurz unter der Spitze liegt der Marie Lake und wir entscheiden uns trotz immer noch kaltem Wind für ein kleines Bad im See. Was ungefähr so aussieht, dass man kurz hineinrennt, für ein paar Sekunden verweilt und dann wieder hinausrennt, weil es noch so kalt ist. Diesmal kommt in dem Moment ein älterer Hiker vorbei und meint nur „Ah, Polar Bear Club“. Das fanden wir witzig und wir haben beschlossen, den Namen für unsere Trail Family zu verwenden.
Insgesamt haben die letzten Tage mit Spicy, Mastermind und Pickle viel Spaß gemacht. Es war ganz entspannt und wir haben uns einfach ausreichend Zeit genommen, auch mal zu baden und die Natur zu genießen.
Den Rest des Tages steigen wir noch weiter ab, überqueren einen größeren Fluss über einen umgestürzten Baum und erreichen schließlich gegen 16:30 Uhr einen schönen Zeltplatz an einem Fluss. So bleibt noch genug Zeit, entspannt in der Sonne zu Abend zu essen und etwas zu plaudern.
Gegen 18:30 Uhr wird es langsam kalt und jeder rödelt noch etwas herum, bevor dann der warme Schlafsack ruft.
Ok, bei 13 Leuten in einem einzigen Raum schläft man jetzt nicht optimal. Bei mir war es aber ganz ok. Durch die Menge an Leuten war es auch nicht so kalt. Draußen müssen es einige Minusgrade gewesen sein, denn am nächsten Morgen war alles gefroren.
Gegen 06:00 Uhr ist die Nacht zu Ende und wir machen uns langsam an den Abstieg. Da alles gefroren ist, ziehen wir unsere Microspikes ab und damit sind die Schneefelder schnell gemeistert. Die Sonne scheint wieder bei blauem Himmel, nur ist es immer noch sehr kalt. An einem schönen See machen wir Frühstückspause.
Heute steht ein entspannter Tag auf dem Programm, den es geht immer nur bergab. Den nächsten Pass werden wir erst morgen erreichen. Deshalb kommen wir gut voran und machen früh eine Mittagspause und chillen etwas in der Sonne.
Am Nachmittag haben wir noch die Überquerung des Evolution Creek vor uns. Diese gilt in der Sierra als die gefährlichste, da das Wasser bei viel Schnee hier bis zur Brust gehen kann. Da es aber schon später in der Saison und unterdurchschnittlich viel Schnee gefallen ist, geht uns das Wasser nicht mal bis zu den Knien. Aber immerhin war es die erste Flussüberquerung, bei der nasse Füße unvermeidbar waren.
Gegen 17:00 Uhr erreichen wir unseren geplanten Zeltplatz an einem Fluss. Schnell wird etwas gegessen und da wir alle letzte Nacht nicht so gut geschlafen haben, verschwinden wir eine Stunde später schon in unseren Zelten.
Wie immer wache ich kurz vor 6:00 Uhr auf und wir starten direkt nach einem kurzen Frühstück. Der Plan für heute ist rund 15 Meilen bis auf den Muir Pass zu wandern. Der Muir Pass hat noch am meisten Schnee und ist deshalb vermutlich die größte Herausforderung auf dem Weg durch die Sierra. Vor allem der Abstieg hat noch mehrere Meilen Schnee und wenn es warm ist, muss man sehr wahrscheinlich mit Postholing rechnen. Deshalb wollen wir bis auf den Pass, dann in der Schutzhütte übernachten und am nächsten Morgen früh den Abstieg wagen.
An diesem Tag ist es zum ersten Mal seit 52 Tagen bewölkt. Dadurch ist es auch um einiges kühler. Aber auch die Moskitos haben sich zum Glück zurückgezogen.
Als wir Mittagspause machen, fängt es plötzlich an zu schneien und der Wind wird stärker. Es sind aber immer noch knapp 5 Meilen bis zur Spitze. Wir wandern weiter, aber das Wetter wird schlechter. Pickle und Mañana (den wir am Vormittag getroffen haben) wollen lieber auf dem nächsten Zeltplatz bleiben. Spicy, Mastermind und ich wollen noch etwas weiter um zu schauen, wie die Bedingungen über der Waldgrenze sind. Der Wind ist nicht ganz so schlimm, aber es hat weiter oben viel mehr geschneit. Wir fühlen uns aber alle noch sicher und gehen deshalb weiter. Dabei haben wir teilweise Schwierigkeiten den Trail zu erkennen, so dass wir eine GPS-Ortung über die App machen müssen. Auch unsere Mikrospikes sind jetzt wichtig, da ziemlich alles unter Schnee begraben ist. Wir überqueren zahlreiche Flüsse und steigen schneebedeckte Hänge hinauf bis wir schließlich die Schutzhütte erreichen. Wir freuen uns, dass wir diese Herausforderung gemeistert haben und wärmen uns in der Hütte auf und essen etwas Warmes. Es war schon ein ganz besonderes Erlebnis, ein Aufstieg mal bei Schneefall und mit so viel Neuschnee zu machen.
Im Laufe des Abends kommen noch Pickle, Mañana und 8 weitere Hiker in der Schutzhütte an. Da das Wetter gegen Abend wieder etwas besser geworden ist, sind uns viele gefolgt und doch noch bis zur Hütte weitergewandert. Aber alle Hiker sind super nett und es findet sich für jeden ein Schlafplatz.
Die Befürchtung von gestern bewahrheitet sich. Am Morgen sind Zelt und Schlafsack feucht aufgrund der Kondensation. Es ist sogar etwas Eis an meinem Zelt. Das heißt, die Temperatur war in der Nacht wieder um den Gefrierpunkt. Am Morgen ist es immer noch recht kalt, deshalb wandere ich mit langer Hose, Jacke und Handschuhen los.
Im Laufe des Morgens wird es aber dann recht schnell warm. Es steht auch die erste größere Überquerung des South Fork Kings River an. Die Strömung ist nicht zu unterschätzen, aber flussaufwärts gibt es zum Glück einen umgestürzten Baum, über den man balancieren kann.
Danach muss ich schnell meine langen Sachen wieder anziehen, da es in der Talregion überall von Moskitos wimmelt. Ich muss sogar mein Kopfnetz zum Einsatz bringen, damit ich halbwegs meine Ruhe habe. Erst als ich in höhere und offenere Regionen komme, wechsele ich wieder zu kurzen Sachen.
Die heutige Aufgabe ist der Mather Pass. Er ist Nummer 3 von 7 und zum Glück nicht so langwierig wie der letzte. Ich erreiche ihn mit Spicy und Pickle gegen Mittag und nach einer kurzen Pause wagen wir uns an den Abstieg. Dieser hat zum ersten Mal etwas schwierigere Schneepassagen, so dass wir als Premiere unsere Microspikes einweihen. Und tatsächlich fühlt man sich damit wesentlich sicherer.
Nach dem steileren Teil des Abstiegs machen wir Mittagspause. Wir besprechen, wie wir den nächsten Pass angehen, da er noch wesentlich mehr Schnee hat als die bisherigen. Wir entscheiden uns für die gemütlichere Variante, so dass wir heute nur noch ca. 5 weitere Meilen laufen müssen. Wir kommen zu dem Schluss, dass es einfach angenehmer ist, wenn man durch diesen wunderschönen Abschnitt nicht zu schnell hastet, sondern es mit etwas weniger Meilen mehr genießen kann.
Während der Mittagspause treffen wir auch überraschend wieder mit Mastermind zusammen, der eigentlich mit Noodles und Flavor Flav weiter voraus sein sollte. Er schließt sich gerne unserem gemütlicheren Plan an, so dass wir jetzt wieder zu viert sind. Miso, Tall Boy und Champagne sind immer noch hinter uns und haben uns noch nicht eingeholt.
Wir genießen den restlichen Nachmittag und gehen sogar noch im unteren Palisade Lake schwimmen. Auch dieser ist noch wirklich kalt! Der weitere Abstieg ist einfach nur traumhaft und wir erreichen unseren angepeilten Zeltplatz gegen 18:00 Uhr. Hier befinden wir uns zwar wieder im Moskito-Gebiet, aber mit Schutz und Zelt lässt sich das gut aushalten. Insgesamt ist es einfach auch mal angenehm, wenn man etwas früher ankommt und dann noch etwas Zeit hat, bevor es dunkel wird.
Nach dem Aufstehen geht es direkt bergauf. Wir haben gestern etwas unter dem Glen Pass gezeltet und jetzt wollen wir ihn überqueren.
Der Glen Pass ist der erste von insgesamt 7 hohen Pässen, die wir in der Sierra überqueren müssen. Wir haben zwar schon zweimal den Kearsage Pass absolviert, das zählt aber nicht dazu, da dieser nicht Teil des PCT ist.
Auf dem Glen Pass machen wir kurz Pause. Beim Abstieg müssen wir ein paar Schneefelder überqueren, was aber auch ohne Microspikes kein Problem ist.
Danach kommen wir in die wunderschöne Seenlandschaft der Rae Lakes. Auf dem Weg sehe ich ein Reh und Murmeltiere. Die Seen laden zum Verweilen und Schwimmen ein. Es gibt nur ein kleines Problem: Moskitos. Diese scheinen gerade Hochsaison zu haben und man kann kaum länger verweilen ohne zigfach gestochen zu werden. Deshalb verschiebe ich mein zweites Frühstück auf später. Ich lasse es mir aber nicht nehmen und springe mal kurz in den See, bevor es dann direkt weitergeht.
Die Moskitos sind heute wirklich schlimm und überall zahlreich vorhanden wo Wasser ist. Beim Überqueren von Flüssen oder Filtern von Wasser wird man einfach ständig gestochen. Deshalb suchen wir uns für die Mittagspause einen etwas windigeren Platz, wo es nicht ganz so schlimm ist.
Wir wollen heute noch einen zweiten Pass überqueren: Den Pinchot Pass. Nach einer frühen Mittagspause machen wir uns also auf den über 7 Meilen langen Aufstieg. Auf dem Weg erfahre ich auch das erste Mal am eigenen Leib, was „Postholing“ ist: Wenn man über ein Schneefeld läuft, besteht es normalerweise aus mehreren Schichten. Wenn es kalt ist, ist der Schnee gefroren und man kann einfach darüber laufen. Wenn der Schnee schmilzt, kann man aber plötzlich durch alle Schichten krachen. Das habe ich einmal mitgemacht, aber bis auf eine kleine Schramme am Knie ist zum Glück nichts passiert.
Der Aufstieg dauert den ganzen Nachmittag und erst gegen 18:00 Uhr erreiche ich mit Spicy und Pickle erschöpft die Spitze. Als Belohnung gibt es einen Schluck „Fireball“ (Whiskey mit Zimt), den ich in Bishop geschenkt bekommen hatte.
Danach steigen wir noch schnell die letzten 1.5 Meilen zum Lake Margorie ab und schlagen dort unsere Zelte auf. Das könnte zwar Probleme mit Kondensation geben, aber immerhin habe ich aus dem Zelt heraus Seeblick.
Nach dem Abendessen geht es wieder direkt in den Schlafsack. Wenn man viel wandert, braucht man einfach auch entsprechend mehr Schlaf.
Nachdem wir vergleichsweise spät ins Bett gegangen sind, habe ich bei so vielen Leuten im Raum auch nicht so gut geschlafen. Gegen 06:00 Uhr sind wir wach geworden und haben uns dann auf den Weg zur berühmten Bakery in Bishop gemacht, welche auch deutsche Spezialitäten herstellt. Ich habe das mit einer Blätterteig-Rolle, einem Marzipan-Teilchen, einer Zimtschnecke und einem Cappuccino überprüft und muss sagen, dass es wirklich lecker war.
Danach haben wir unsere Sachen gepackt und noch das letzte Bier ausgetrunken um uns dann auf den Weg nach Independence zu machen. Nach kurzer Zeit haben wir Glück und ein netter, hilfsbereiter und gesprächiger Mann nimmt uns mit nach Independence. Dort gibt es noch schnell ein Eis von der Tankstelle und dann treffen wir wieder auf Magic Man, der uns zurück zum Trailhead bringt.
Obwohl der Abstieg vom Pass gestern ewig gedauert hat, fällt heute der Anstieg auf dem gleichen Weg leichter als gedacht. Und dass trotz wieder schwerem Rucksack! Als wir wieder oben auf den Kearsarge Pass angekommen sind, feiern wir das kurz mit einer „Passiarita“ – einer Margarita, die man herumreicht (to pass) und trinkt, wenn man über einen Pass läuft 😀
Das Wetter ist heute angenehm und nicht zu warm. Laut Wetterbericht soll es aber die nächsten Tage kühler werden und die Nächte sogar um den Gefrierpunkt sein. Da heißt es wieder: Warm einpacken und den Wasserfilter nicht vergessen.
Eigentlich wollten wir noch über einen weiteren Pass, aber gegen 18:00 Uhr bin ich müde und hungrig und bleibe mit Spicy und Pickle auf einem schönen Zeltplatz kurz vor den Pass, während Noodles, Flav und Mastermind noch etwas weitergehen.
Wir essen noch in Ruhe zu Abend und verziehen uns dann in unsere Schlafsäcke, als es immer kälter wird.
Insgesamt sind wir heute erst gegen Mittag ganz entspannt zum Trail zurück und haben einige Zeit gebraucht, um wieder auf den PCT zu kommen. Solche Umwege gehören aber in der Sierra dazu und jetzt sind wir wieder gerüstet, um in den nächsten Tagen weiter voranzukommen.